Gehalten bei der Kundgebung für Dimítris Koufontínas am 28.2.2021 in Heidelberg
Liebe Genoss*innen, liebe Freund*innen,
wir als Rote Hilfe Heidelberg/Mannheim freuen uns, dass wir bei der heutigen Kundgebung in Solidarität mit Dimítris Koufontínas mitwirken dürfen – an dieser Stelle möchten wir uns bei der Soligruppe fytili bedanken, die das initiiert hat.
Wir haben es schon in den vorangehenden Reden gehört:
Der politische Gefangene Dimítris Koufontínas ist seit dem 8. Januar im Hungerstreik, um gegen die schikanösen staatlichen Angriffe zu kämpfen, denen er ausgesetzt ist. Schon seit er sich 2002 freiwillig gestellt hat und für seine Mitgliedschaft in der Stadtguerilla-Organisation 17. November zu mehrfach lebenslänglich verurteilt wurde, sieht er sich Benachteiligungen und Willkürmaßnahmen ausgesetzt. Hafterleichterungen wurden gestrichen, und Ende 2020 hatte die Regierung ein sichtlich auf Dimítris Koufontínas zugeschnittenes Gesetz erlassen. Seither dürfen Gefangene, die wegen so genannter Terrorvorwürfe in Haft sind, nicht mehr in den Landwirtschaftsgefängnissen mit lockereren Bedingungen inhaftiert werden. Auf dieser Grundlage wurde Dimítris Koufontínas nachts aus dem Schlaf gerissen und in das Hochsicherheitsgefängnis Domokós hunderte Kilometer von Athen entfernt verschleppt. Diese gewalttätige Überstellung war offen rechtswidrig, denn er hätte laut Gesetz in sein früheres Gefängnis in Athen zurückverlegt werden müssen.
Aus diesem Grund begann Dimítris Koufontínas am 8. Januar seinen Hungerstreik und verschärfte ihn am 22. Februar zu einem Durststreik. Doch die griechische Regierung lehnt jegliche Gespräche ab, denn sie führt einen offenen Rachefeldzug gegen den politischen Gefangenen, den sie mehrfach in ihrem Wahlkampf thematisierte und mit künftigen Schikanen bedrohte. Zugleich geht sie brutal gegen die Proteste und Solidaritätsdemonstrationen vor, die in griechischen Städten stattfinden. Auch die internationalen Proteste lassen die regierende Néa Dimokrátia kalt, doch wir hören nicht auf!
Wir fordern die sofortige Verlegung von Dimítris Koufontínas in das Athener Gefängnis, das Ende der Schikanen gegen ihn und letztlich seine Freilassung!
Wir als Rote Hilfe e. V. stehen solidarisch an der Seite der politischen Gefangenen in der BRD, aber auch weltweit. Die meisten kennen uns als solidarische Unterstützer*innen bei kurzzeitigen Festnahmen, Geldstrafen und Gerichtsprozessen, indem wir mit unseren Ortsgruppen bundesweit den Betroffenen juristisch, politisch und finanziell zur Seite stehen. Doch wir als Rote Hilfe e.V. setzen uns durch materielle Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit auch für die Genoss*innen ein, die wegen ihrer politischen Aktivität in Untersuchungshaft sitzen oder zu Haftstrafen verurteilt wurden.
Unsere solidarischen Grüße gehen an dieser Stelle an die in verschiedenen Gefängnissen der BRD inhaftierten Politiker der kurdischen PKK, an die gefangenen Antifaschist*innen Lina und Dy, an Nicole und Martin, die im Rahmen des MIEZE-Verfahrens in Haft sind, und an alle weiteren politischen und kämpfenden Gefangenen!
Und wir solidarisieren uns mit den politischen Gefangenen weltweit, die wir regelmäßig durch Pressearbeit unterstützen, beispielsweise die Zehntausenden oppositionellen und kurdischen Gefangenen in der Türkei. Besonders hervorheben möchten wir heute noch den afroamerikanischen Journalisten und Ex-Black-Panther-Aktivisten Mumia Abu-Jamal, der seit fast 40 Jahren in den USA in Haft ist. Seit zwei Tagen verspürt er starke COVID-19-Symptome, doch die Gefängnisleitung verweigert einen Test oder ärztliche Behandlung. Wir unterstützen die weltweite Protestaktion und fordern:
Freiheit für alle politischen Gefangenen – hier und überall!
Solidarität ist unsere Waffe!